Das grosse Saisonvorschau-Interview

31.08.2020 15:24:36 | info@uhcthun.ch


Schwarze Null trotz Corona – fehlende Hallen bedrohen Zukunft des UHC Thun
Keine Zuschauer, Saisonabbruch, Lockdown: Das Coronavirus sorgte im Schweizer Unihockey für turbulente Monate – auch beim UHC Thun. Nun steht die Saison 2020/21 vor der Tür. Zeit, um bei den Thunern den Puls zu fühlen. Wie hat der Club die Corona-Zeit überstanden? Präsident Rolf Bolliger und Vorstand Leiter Sport Martin Wenger stehen im grossen Saisonvorschau-Interview Red und Antwort.

Die Finanzen stimmen – trotz Corona
Die  Geisterspiele und später der Saisonabbruch stellten den UHC Thun vor aufwändige Probleme. «Plötzlich hatten wir keine konsumierenden und eintrittzahlenden Fans mehr. Auch der geplante, finanziell wichtige Jahresevent ‹Unihockeyfescht BEO› fiel ins Wasser. Das stellte uns schnell vor Schwierigkeiten», sagt Präsident Rolf Bolliger. «Allerdings konnten wir auch Geld sparen. Beispielsweise fielen Kosten für Auswärtsfahrten und der Warenaufwand des ‹Club-Beizlis› weg.»
«Im Endeffekt habe sich das Ganze in etwa die Waage gehalten», erklärt Bolliger. Dies habe allerdings nur dank grosser Solidarität der Vereinsmitglieder und Sponsoren kompensiert werden können.
«Viele Trainer verzichteten ganz oder teilweise auf ihre Entschädigungen», sagt Bolliger mit viel Dankbarkeit. «Zudem konnten viele Sponsorenverträge trotz der ungewissen Situation verlängert werden. Uns kam mehr denn je zu Gute, dass wir auf viele lokale Partner setzen und keine Abhängigkeit von einem einzigen Hauptsponsoren haben.»
Zusätzlich habe der Club vom Berner Sportfonds einen Betrag erhalten. Auch ein Antrag über Geldbeträge von Swiss Unihockey (Swiss Olympic) ist gestellt worden.
«Alles in allem schloss der UHC Thun die Saison 2019/20 lediglich mit einem minimalen Verlust ab, der problemlos mit dem Eigenkapital aufgefangen werden konnte», bilanziert Bolliger.
In seiner Existenz sieht sich der Club betreffend Finanzen nicht bedroht. Bolliger ist zuversichtlich: «Das Tagesgeschäft haben wir im Griff, die Finanzen stimmen. Das Budget für die anstehende Spielzeit ist verabschiedet und der Spielbetrieb damit gesichert.»

«Brauchen 50’000 bis 100'000 Franken, um vorwärts zu kommen»
Rolf Bolliger will mit dem UHC Thun aber mehr, als nur an Ort und Stelle verharren: «Wir müssen uns vor allem sportlich weiterentwickeln. Dort befinden wir uns immer noch auf Feld eins.» Um dies zu schaffen, brauche der Club aber rund 50’000 bis 100'000 Franken zusätzlich an finanziellen Mitteln.
Auch für den Vorstand sucht Bolliger noch Verstärkung: «Ich möchte zwei Vorstands-Beisitzer. Am liebsten jemand Junges, der mit dem UHC Thun verbunden ist. Ein ehemaliger Spieler wäre ideal.» Zudem wünsche sich Bolliger für einige Teams noch einen bis zwei Assistenztrainer mehr.
 
Das Interview wurde von Yannick Zimmermann, NLA-Spieler und Mitarbeiter Nau.ch, geführt, die fotografische Begleitung hatte Hans Mischler.
 

Verzweifelte Suche nach Hallen
Alarm schlägt Rolf Bolliger angesprochen auf die Hallen-Problematik: «Wir sind dringend auf weitere Trainingsmöglichkeiten angewiesen!»
Weil die Armeesporthalle an der Allmendstrasse wegen des Coronavirus von der Schweizer Armee als zusätzliche Unterkunft benötigt wird, fielen im April von heute auf morgen für zehn bis elf Teams des UHC Thun die Trainingsgelegenheiten weg. Vor der Corona-Krise stand die Halle den Thunern an jedem Abend zur Verfügung.
Das treibt auch Martin Wenger, Vorstand Leiter Sport, Sorgenfalten auf die Stirn. «Es ist eine Herausforderung, die es so noch nie gab und wir so nicht kennen. Der Club verhandelt nun mit der Stadt Thun, diese wiederum mit der Schweizer Armee.»
Die Armeesporthalle steht den Berner Oberländern bis vorerst Ende Jahr nicht zur Verfügung. «Zum Glück haben wir mittlerweile die Möglichkeit, bis Mitte Oktober eine Halle auf dem Thuner Expo-Gelände als provisorische Trainingsstätte zu nutzen. Hätten wir diese Lösung nicht gefunden, hätten wir bei jedem Team im Minimum ein Training pro Woche streichen müssen.», erläutert Wenger.
Wegen der Aufhebung der 1000er-Regel auf Anfang Oktober, könnte es auf dem Gelände aber schon bald wieder zu Ausstellungen kommen. «Die Trainingsmöglichkeit würde dann wieder wegfallen», so Wenger über die düsteren Hallen-Aussichten. «Auch die anderen Ausweichshallen stehen dem Club nur bis Mitte Oktober zur Verfügung.»
Zudem sei auch eine Rückkehr in die Armeesporthalle auf Januar 2021 alles andere als sicher. «Das Coronavirus wird wohl auch dann noch ein Thema sein. Heisst: Die Schweizer Armee benötigt die Halle auch während der Frühjahres RS 2021 als Schlafunterkunft», meint Wenger besorgt.
Ähnlich sieht es auch Präsident Bolliger: «Wir müssen eine Halle finden. Ich glaube heute schwer daran, dass wir die Armeesporthalle noch einmal benutzen können.»
Mit der aktuell gefundenen Notlösung in der Expo könne man den sportlichen Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz noch gerade so in Grenzen halten. Bolliger ist sich aber sicher: «Finden wir in nützlicher Frist keine Lösung für die Zeit nach Mitte Oktober, ist die sportliche Zukunft des UHC Thun in der heutigen Form in ernsthafter Gefahr. Wir suchen dringend eine Halle (25m x 50m) zum Mieten!»

«NLA kann mehr, als sie letzte Saison gezeigt hat»
Der UHC Thun ist auf Fortschritte auf dem Unihockeyfeld angewiesen. Denn wäre es nicht zum Abbruch gekommen, hätte die erste Mannschaft auch vergangene Saison den Gang in die Auf-/Abstiegsplayoffs antreten müssen. Bereits das fünfte Mal in der sechsten NLA-Saison.
Nun steht die nach wie vor junge Mannschaft vor einer weiteren Spielzeit in der höchsten Liga der Schweiz. Wechsel hat es im Kader nur wenige gegeben. Martin Wenger begründet dies mit den wegen des Coronavirus schwierigen Grundvoraussetzungen am Transfermarkt und den finanziellen Mitteln des UHC Thun.
Andererseits betont er auch klar: «Wir sind von der sehr jungen Mannschaft überzeugt und verfolgen mit ihr eine klare Strategie. Der UHC Thun habe das Team deshalb bewusst zusammengelassen. «Die Mannschaft kann mehr, als sie letzte Saison gezeigt hat», ist sich Wenger sicher.

«Wunschkandidat» Daniel Steiner ist neuer Trainer
Mit Daniel Steiner habe man nun auch noch den «richtigen Trainer» verpflichten können. «Mit Daniel und Assistenztrainer Remo Siegenthaler konnten wir unsere Wunschkandidaten nach Thun holen. Sie bringen viel Erfahrung mit, sind verbindlich, haben eine klare Kommunikation und sprechen mit den Spielern Klartext», sagt Wenger. «Das neue Trainerduo bringt genau diese Fähigkeiten mit, die der Club braucht und zum UHC Thun passen!»
Geht es nach dem Vorstand Leiter Sport hat sich dies bereits ausbezahlt: «Wir sind in vielen Bereichen weiter als noch letzte Saison. Die Mannschaft ist deutlich stabiler und jeder einzelne Spieler macht sichtbare Fortschritte.»
Für Martin Wenger ist aber nach wie vor klar: «Mit unseren Möglichkeiten und dem aktuellen Kader befinden wir uns immer noch in der Playout-Region.» Das Team sei allerdings besser aufgestellt, um diese Saison gegen Teams aus der gleichen Tabellenregion mehr Punkte zu holen.
«Die Mannschaft hat aber auch das Zeug dazu, gegen ein Schweizer Top-Team für eine Überraschung zu sorgen», meint Wenger. Und spricht damit den Erfolg am Tigers Cup im August an. Beim Vorbereitungsturnier in Biglen bezwangen die Thuner die Kloten-Dietlikon Jets (5:2), Alligator Malans (8:6) und sicherten sich dank dem Finalerfolg gegen Uster (4:3 n.V.) den Turniersieg.

Erfreuliche Entwicklung im Nachwuchs
Erfreulich präsentiert sich die sportliche Situation im Nachwuchs. Dort erzielt der UHC Thun Jahr für Jahr beachtliche Fortschritte. Letzte Saison waren U14, U16 und U18 in der jeweils höchsten Spielklasse bis zum Saisonabbruch ganze vorne dabei. «Wir sind im Juniorenbereich sehr, sehr stark unterwegs. Playoff-Teilnahmen werden in den nächsten Jahren definitiv der Standard sein», sagt Martin Wenger.
Um den Spielern eine noch bessere Unihockey-Ausbildung zu bieten, wurde mit Philippe Burkhard ein neuer Ausbildungsverantwortlicher engagiert. Dazu wurde mit dem «Thun Wäg» ein schriftlicher Club-Leitfaden erarbeitet.
«Der ‹Thun Wäg› gibt die Marschrichtung für sämtliche Teams des UHC Thun vor. Wir sorgen damit für Verbindlichkeit und Klarheit im sportlichen Bereich», erklärt Wenger.
Angesprochen auf die Frage, wann der UHC Thun über den ersten Junioren-Meistertitel jubeln kann, meint Wenger: «Dies könnte durchaus schon in der anstehenden Saison passieren.»



 

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